Das Wort zum Donnerstag

spricht heute Pfarrer Don Camillo aus Schmitten

Don Camillos Fresse Guten Abend, liebe Zuschauer. Neulich war ich zu Gast bei jungen Leuten aus meiner Gemeinde. Sie hatten eine kleine Fete organisiert und ließen mich daran teilhaben. Schon nach kurzer Zeit bekam ich einen Einblick in ihr Gebaren und ihr Wertesystem. So nannte mich ein junger Mann, der mir ein Glas Wasser reichte, herablassend "Du Monk", was mich leicht irritierte, wußte ich doch mit diesem Ausspruch reichlich wenig anzufangen. Ich konnte mir jedenfalls nicht vorstellen, daß er mich für einen Mönch hielt, ich kannte den Jungen seit seiner Taufe. Es stellte sich jedoch heraus, daß es sich um eine freundliche Bezeichnung für ein Szenemitglied handelt. Die Szene selbst nennt sich Wildpop, und die Jugend lebt diesen Kult in allen Konsequenzen auf ihrer "Wildpop-Fete" aus.

Später am Abend setzte sich eine junge Dame, die offensichtlich durch ein Mischgetränk euphorisiert war, zu mir an den Küchentisch und sagte:"Hochwürden, Ihr seid bestimmt ein guter und frommer Mann, doch wenn Ihr zum ersten Mal Don Schmidt reden hört, schickt Ihr Eure Gottesfürchtigkeit in den Rodgau." Ich bot der jungen Frau ein Glas Milch an und bat sie, fortzufahren. Das folgende Gespräch verlief recht stockend und anstrengend, doch soviel verstand ich: Don Schmidt ist der Götze des Wildpop. Scharenweise pilgern junge, anständige Menschen zu seinen Konzerten und Kundgebungen. Das Motto dieser sektenähnlichen Organisation heißt: Bleib wild. Fut. Aff. Helau. Sicher kann man weder von einer Sekte noch von einer festen Organisation sprechen, da der Wildpopper frei zu tun ist, was er wild. Um im Jargon zu bleiben: Die Monks sind einfach glücklichere Menschen, obwohl sie nicht zum Spaß da sind. Sie haben ihren Kult derartig verinnerlicht, daß sie darin aufgehen. Eins sein mit Wildpop ist für sie eins sein mit Gott. Gott ist Wildpop, und Don Schmidt ist sein Sohn.

Seien wir dankbar, daß diese jungen Monks keine Asylantenheime in Brand stecken oder Schülern Drogen verkaufen. Sie haben friedlich ihren Weg zu sich selbst und damit zu Gott gefunden. Helfen Sie mit, damit der Wildpop unsere Jugend beseelt, auf daß bald Friede in der ganzen Welt einkehren möge. Bringt den Wildpop in die Gotteshäuser.

Nach dieser überwältigenden Offenbarung wollte ich mich bei der jungen Dame mit einem Handkäs erkenntlich zeigen, doch sie war bereits eingeschlafen. So sah ich die Fete noch 17 Stunden in einem ganz anderen Licht, und ich wäre gerne noch länger geblieben, hätte ich nicht auf eine Beerdigung gehen müssen. Auf dem Heimweg entschloß ich mich, Wildpop zu meinem Lebensinhalt zu machen. Lernen auch Sie, im Wildpop zu leben.

Guten Abend.


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