Ein ungewöhnliches Geschenk * von Duane T. Monkfooder TripHop-RadioEdit von MC Monk Es dunkelte bereits ein wenig, als ich die ultracoole Metalltür des Studios zuschob. Drei kurze Tage und drei lange Nächte hatte ich damit zugebracht, Bruchstücke verschiedener Vinylscheiben zu cutten und rekombinieren. AcidJazz, NY House, Elektro und natürlich TripHop waren überall verteilt, der Tanzboden war rutschig durch vielerlei Schweißtropfen und Flüssigkeiten. In einer kleinen Waschschachtel verstaute ich das Ergebnis meines Experimentierens. Hoffentlich würde Sven sich darüber freuen. Ich nahm den 88er Acidbus, die Craig Avenue hinunter bis zum Jefferson Plaza. Dort steuerte ich zielstrebig meinen Stammclub an, The Box. Eine schwarzhäutige Schönheit in grünen extrem engen Leggins schob sich an mir vorbei durch die Schwingtür. Der Rausch ihres lieblichen Parfüms weckte Tanzgelüste in mir, die ich in der verwesenden Studioluft schon fast vergessen hatte. Ich nahm auf der Tanzfläche platz, zwischen einem bekannten Discjockey und einem schwulen Junkie, der entspannt und extrem chillisch dem nackten Barkeeper beim Vogueing zusah. “Hi, Chuck. Was geht'n ?”, fragte Rico mit seinem schrägen puertorikanischen Slang. “Business as usual, Rico”, gab ich groovig zur Antwort. Aus den dünnen Augenwinkeln spürte ich den verliebten Blick des Schwulen, ein hektischer Beginner, der mir auf Anhieb sehr sympathisch war wie die meisten Wilden seines Schlages. Hoffentlich würde er später einen schönen großen mitrauchen. Rico stellte mir einen dreifachen XTC vor die Nase. “Siehst ja nich grad fit aus heut´ nacht, Chuck”, stellte er hektisch fest ohne mit der Schulter zu zucken, “Streß mit Sven, oder was' los?”. “Was macht's dich an, du Fußnagel?” raunzte ich, ohne ihn anzublicken. Rico fing an zu tanzen; hinter der Theke natürlich. Ich spülte fix den XTC runter und begann ebenfalls zu hotten. Meine Füße brannten allerdings fürchterlich. Kein Wunder, ich war ja seit drei Tagen nicht mehr tanzen gewesen. Oh Gott, jetzt fing der DJ neben mir dumm rum zu buggen. “Ney, Chef, trippy cool hier, wa' ? Das war zuviel. Ich packte ruckzuck mit meinen beiden Händen seinen Arsch und drehte ihm den linken Fuß auf den Rücken. Er konnte nicht einmal mehr tanzen. Wie ein nasser Sack hüpfte er vom Hocker. Jetzt hatte ich die Schwuchtel neben mir aus ihrer Lethargie befreit. “Trippig...voll Hardcore Echtes Brett, Junge.”, sabberte der Sack durch die sowieso schon feuchte Luft. Die anderen Raver raveten weiter und taten so, als ob sie nichts bemerkt hätten.. Rico bog den verknoteten Tänzer wieder zurecht und stellte ihn auf die Tanzfläche, wo es weiter ging mit Jazz. Ich entschied mich nach dem ganzen Streß für ein bißchen Chillout und bestellte mir eine Taxe für nach Hause.. Die Studiotür war nicht abgeschlossen. “Sven, Gott ? Ich bin wieder da...” Keine Meldung. Ich knipste das halogene Flutlicht an. Mein Puls schnellte in die Höhe. Ich mochte extra helles Licht; Besonders Strobolicht. Leise zog ich meinen Kapuzensweater und die Plateauschuhe aus und ging den Flur hoch Richtung Chilloutzimmer. Im Zimmer lag eine halbweggerauchte Tüte und ich ließ es mir gut gehen, indem ich sie anzündete. Ich nahm ein XTC aus der Kühlbox und legte mich auf die Kissen am Boden. Der Fernseher lief, MTV-Chillout-Zone ohne Ton. Ich trank in aller Ruhe das XTC aus. Dann ging ich zur Badezimmertür und guckte verdutzt hinein. Ein abgehendes Kicken, ein temporäress Grungen, ein deutliches Lecken waren zu hören. “Gnnnh, mmh, aaah”. Es war einfach zum Kotzen. XTC hatte einen fiesen Nachgeschmack, der immer erst 5 Minuten später einsetzte, nachdem man es schon weggeschüttet hatte. Ich schob die Waschpackung möglichst weit in die Waschmaschine, öffnete sie und stellte den Hauptwaschgang ein; 95 Celsius. “Iiiiiiiihhhh!” Erschrecken. Ich wachte auf. Im Fernsehen lief gerade das neue 'Future Sound of London'- Video...Man sah zwei Frauen in pinkgrünen Latexanzügen herumspringen. Jetzt schrien sie im Duett, immer heftiger, nicht mehr erschreckt, sondern panisch, schmerzverzerrt, wie von Sinnen. Pochen einer Bassdrum und Snarewirbel erklangen. Ich packte meine Sachen, legte die kleine Waschpackung ganz oben in den Rucksack und verließ das Studio. Es wurde schon wieder dunkel; Zeit tanzen zugehen. Mit einem funkigen Wippen in den Beinen schlenderte ich in Richtung Farley-Jack-Station.